Arizonas Frühlingserwachen am Boden und in der Luft

vom 11. März – 4. April 2023

Petrified Forest National Park

Nach der Überquerung der Grenze vom Bundesstaat New Mexico nach Arizona fahren wir direkt in den Petrified Forest National Park. Hier liegen tausende Stücke von versteinerten Baumstämmen herum. Leider ist es bewölkt und regnerisch, so dass das Fotografieren schwierig ist. Da wir aber genügend Zeit haben, warten wir zwei Tage bis sich das Wetter etwas beruhigt. Es ist schon super, wenn man soviel Zeit hat und bei schlechtem Wetter einfach ein paar Tage warten kann. Bei einer geführten Reise hätte man jetzt einfach Pech gehabt.

Vor über 200 Millionen Jahren lag dieser Flecken Erde auf dem Breitengrad von Costa Rica und es sah hier komplett anders aus, so gab es einen Urwald und viele Dinosaurier liefen herum. Bei schlechtem Wetter fielen die Bäume teilweise in einen Fluss und versanken manchmal in dessen Treibsand. Diese «glücklichen» Bäume waren vom Sauerstoff geschützt und konnten nicht verrotten. Das Holz wurde über Jahrmillionen durch kleinste Kristalle ersetzt und so versteinerten in rund 100 Millionen Jahren diese Bäume. Und erst jetzt, nach weiteren 100 Millionen Jahren, kommen sie dank der Erosion langsam wieder an die Oberfläche. Sehr ähnlich wie im Dinosaurier Provincal Park in Alberta, Kanada, von dem wir im letzten Sommer auch so begeistert waren.
Schon gigantisch, was die Natur alles kann.

Nach zwei Tagen hört bei uns der Regen auf und die Sonne zeigt sich immer wieder zwischen den Wolken.

Uns gefallen einerseits die vielen farbigen Bruchstellen der Baumstücke wie auch Bäume, die noch aus dem Boden herauskommen, also noch nicht völlig frei gelegt sind.
An einem Ort gibt es auch eine Baumbrücke, d.h. man konnte hier bis vor einigen Jahren über einen Baum laufen. In der Zwischenzeit ist der Baum aber mit einem Betonsockel unterlegt und man darf nicht mehr darüber laufen.
(wie immer: auf das Bild klicken, damit es im richtigen Format und guter Qualität erscheint)

Der Nationalpark umfasst im nördlichen Teil auch noch eine «Painted Desert», d.h. eine farbige Wüste. Da unternehmen wir am Nachmittag eine knapp 7 km lange Wanderung um zu einer weiteren Baumbrücke zu kommen. Auf der Fahrt zum Startplatz machen wir zuerst noch eine Wanderung auf dem Blue Mesa Trail und sehen hier unglaublich schöne farbige Hügel und Berge.

Auf unserer Nachmittagswanderung entlang dem Onyx-Bridge Trail sehen wir vorallem rote Berge. Am Ziel sehen wir dann leider, dass der Baum dieser Baumbrücke mehrfach gebrochen ist, schade. Aber die Wanderung hat uns trotzdem sehr gefallen, sie führt einem Labyrinth von Tälern entlang. Es gibt allerdings unterwegs keine Markierungen, sondern man erhält im Visitor-Center resp. auf deren Homepage Fotos und Wortbeschreibungen, wo man genau durchlaufen soll. Auf der Openstreetmap ist erst ein Teil des Weges eingezeichnet, deshalb habe ich die Route mit dem Handy aufgezeichnet und dann später in die entsprechende Karte von Openstreetmap übertragen, jetzt sollte es leichter sein den richtigen Weg zu finden und sich nicht zu verlaufen.

Nach der Wanderung gib es als Belohnung beim Ausgangs-Parkplatz ein Glacé, liegt doch dort das Painted Desert Inn, ein ehemaliges Hotel und Restaurant, dass jetzt vorallem Museum ist.

Route 66

Mitten durch diesen Nationalpark führt auch die historische Route 66, die wohl berühmteste Strasse der USA. Die Route 66 war 1926 die erste durchgehende Ost-West – Verbindung der USA und führte über knapp 4’000 km von Chicago bis nach Los Angeles. Zum Zeitpunkt der Eröffnung waren bereits 1’300 km asphaltiert, in der Schweiz war man da noch nicht ganz so weit…

Canyon de Chelly Nationalmonument

Das Wetter ist weiterhin recht feucht und eigentlich zu kalt für diese Jahreszeit, es schneit in den höheren Lagen. In unserem Strassenatlas suchen wir nach interessanten Zielen und entdecken das Canyon de Chelly NM, von dem wir davor aber noch nie gehört oder gelesen haben.

Das Nationalmonument liegt auf rund 2’000 müM in einem Indianerreservat der Navajos, hier gibt es kein BLM-Land zum gratis übernachten. Wir fahren deshalb als erstes zum Cottenwood-Campingplatz neben dem Canyon und erhalten für nur 20 Dollar einen Platz. Entsorgung gibt es, allerdings ist das Frischwasser wegen den tiefen Temperaturen abgestellt. Doch wir haben dies gewusst und deshalb auf dem Weg hierhin nochmals unseren Tank gefüllt.

Als nächstes besuchen wir das Visitor-Center, das ziemlich klein ist, grosse Menschenmassen kommen nicht hierhin. Man empfiehlt uns, am Nachmittag die südliche Strasse entlang dem Canyon mit den verschiedenen Aussichtspunkten abzufahren und dann am Morgen die Nordseite (hier auch South Rim und North Rim genannt, wie beim Grand Canyon).
In den Canyon selbst kann man nur mit einer geführten Tour oder über einen Wanderweg zum Weissen Haus (White House Trail). Wegen dem vielen Regen der letzten Tage ist beides im Moment leider nicht möglich.

Wir haben Glück, der Regen hört auf und der Himmel wird immer blauer, so fahren wir wie empfohlen dem South und North Rim dieses fantastischen Canyons entlang.

In verschiedenen Felsspalten und unter Überhängen stehen Häuserreste der Pueblo-Indianer, die gleichen, die auch Mesa Verde in New Mexico gebaut hatten, resp. solche die von dort weiter gezogen sind. Das heisst, diese Häuser sind über 700 Jahre alt, wirklich alt für amerikanische Verhältnisse.

Wie auch in Mesa Verde verschwand diese Bevölkerungsgruppe im 14 Jahrhundert von der Bildfläche, man vermutet wegen Krankheiten und Auseinandersetzungen untereinander und mit andern Ureinwohnern. Nach ihnen besiedelten die Hopi-Indianer das Gebiet, dann die Navajos. Das Leben der Indianergruppen war wahrscheinlich nicht so idyllisch, wie uns oft vorgegaukelt wird, schon damals gab es grössere Vertreibungen etc…
Im 17 Jahrhundert kamen dann die Spanier. Die Navajos versteckten sich teilweise im Canyon, ein tödliches Versteck. Die Spanier riegelten den Canyon ab und töteten die meisten von ihnen.

Wir sind absolut begeistert von dieser Region, aus unserer Sicht ist dies noch ein richtiger Geheimtipp.

Flagstaff und Sedona

Da für die Region um den Canyon de Chelly schlechtes Wetter angesagt ist, fahren wir weiter nach Flagstaff. Diese Stadt liegt auf über 2’000 müM und alle Berge sind hier weiss, von Schnee bedeckt. Die Temperatur beträgt noch rund 4°C und es hat im Regen immer wieder Schneeflocken. Vor der Ortschaft finden wir einen kostenlosen BLM Platz zum Übernachten, der auch bei viel Regen noch befahrbar wäre. Auch ist er genügend weit weg vom Highway, so dass wir keinen Strassenlärm haben und er hat sogar etwas Handy-Empfang.

Am nächsten Tag regnet und windet es sehr stark, so dass wir in der Stadt nur schnell etwas einkaufen gehen und tanken, dann aber weiter fahren Richtung Süden, nach Sedona. Es regnet und die Bäche entlang der Strasse treten über ihre Ufer, an einem Ort sind auch Steine auf die Strasse gefallen.

Sedona liegt noch auf einer Höhe von etwa 1’300 müM und ist sehr touristisch, kommt mir ein bisschen wie Interlaken im Berner Oberland vor. Die Ortschaft liegt in einem Kessel, rings herum geniale, meist rot leuchtende Berge und dazu hat es auch viele einzeln stehende Pfeiler.

Leider holt uns auch hier das schlechte Wetter ein und es regnet sehr stark.
Plötzlich brummt unser Tablet wie wild, ein automatischer Evakuierungsalarm wird an alle Handy-Besitzer gesendet. An alle? Nein, denn auf unseren Handy erhalten wir keinen solchen Alarm, nur auf dem Tablet – sehr schräg. Er betrifft aber nicht unseren Übernachtungsplatz, wir können bleiben.

Am nächsten Morgen gehen wir eine Runde joggen, frühstücken und fahren weiter, denn es soll weiter regnen, ev. schneien. Wir fahren weiter in den Süden nach Phoenix.

Phoenix

Hier besuchen wir wieder einmal das Kino. Es läuft immer noch Avatar, doch für ein zweites Mal diesen genialen Film anzuschauen ist es uns noch zu früh. Diesmal ist ein Action-Film angesagt: Operation Fortune, mit Jason Statham, Aubrey Plaza, Hugh Grant u.a.
Gute Unterhaltung mit viel Action, alles ohne tieferen Sinn.

Danach gehen wir in ein mexikanisches Restaurant essen: Bettina bestellt Tacos, ich Burritos und dazu für uns beide noch einen Salat – alles schmeckt hervorragend und wir haben soviel auf unseren Tellern, dass wir einen Teil einpacken und zu Jupi für ein nächstes Essen mitnehmen.

Ausruhen auf BLM-Land

Zwischen Phoenix und Gila Bend gibt es ein schönes Stück BLM-Land wo wir uns seit November schon mehrere Mal aufhielten. Es ist sehr ruhig, hat ein paar wenige Saguaro-Kakteen und viele Wege, auf denen man gut joggen oder spazieren kann. Wir bleiben hier fünf Tage / vier Nächste – bis wir kein Wasser mehr haben, solches getankt haben wir letztes Mal beim Petrified Forest, vor acht Tagen.

Wir haben Zeit und füllen hier unsere Steuererklärung aus, was bestens funktioniert. Wir können alles online machen, müssen nichts per Post in die Schweiz senden. In diesem Bereich sind die Schweizer Behörden bezüglich Digitalisierung wirklich topp.

Dazwischen hören wir immer wieder Düsenjets der US Air Force über uns fliegen. Es sind vorallem die ganz neuen Lockheed Martin F-35A Militärflieger, die ja letztes Jahr auch von der Schweiz und Deutschland bestellt wurden und die bereits in mehreren andern europäischen Ländern fliegen. Meistens fliegen sie in 2er -oder 4er-Gruppen über uns, in der Nähe gibt es ein riesiges Trainingsgebiet, natürlich alles Sperrzone.

Das Wetter ist hier trocken und wärmer als in der Flagstaff- und Sedona-Region, aber so richtig blauen Himmel haben wir kaum, auch in der Nacht klart es nicht wirklich auf, so dass wir auch keine Sterne anschauen können. Es windet oft und wir haben das Gefühl es sei eher kühl. Mit 20°C liegt die Temperatur aber genau in der Mitte der Klima-Statistik für diesen Monat und Ort…
Kakteen blühen noch keine, dafür immer mehr Blumen.

Bei unseren Wanderungen und beim Joggen entdecken wir immer wieder kleine Tiere, vorallem Heuschrecken resp. fliegende Heuschrecken. Aber einmal sehen wir auch einen Kolibri und eine Eidechse.

Danach fahren wir weiter nach Tucson, wo wieder einmal ein paar Päckli von Amazon auf uns warten. Wir brauchen unter anderem neue Kokosfaserblöcke für unsere Nature’s Head Trockentrenntoilette und Bettina ein neues Armband für ihre Polarsportuhr, alles erhältlich bei Amazon, schon genial.

Saguaro Nationalpark West

Das Wetter ist zwar windig und bewölkt, trotzdem unternehmen wir im westlichen Saguaro NP mehrere Wanderungen zwischen 11 und 16 km Länge. Die Kakteen blühen zwar erst ab Mitte April, aber bereits blühen sehr viele Blumen am Boden. Es sieht wunderschön aus, die Saguaros und weiteren Kakteen mitten in den Blumen. Mittendrin entdeckten wir sogar einen kleinen Kaktus mit einer violetten Blüte, es ist ein Igelkaktus.
Die stachligen Ocotillo-Sträucher, die uns auch an Kakteen erinnern, haben alle kleine grüne Blätter und stehen nur wenige Tage vor dem Blühen. Die Sträucher haben an ihrem Ende viele roten Blüten, allerdings noch fast alle geschlossen. Wir lesen, dass das Blühen mit der Kolibri-Migration gekoppelt sei und wir sehen tatsächlich auch einige Kolibris herumfliegen. Das muss genial sein, wenn es losgeht.

Von Peter und Brigitte erhalten wir via WhatsApp sehr schöne Bilder, sie sind etwas westlicher als wir und besuchen das Gebiet zwischen Why bis und mit Organ Pipe National Monument in Arizona wie auch den Anza Borrego Desert State Park in Kalifornien. Insbesondere im letzteren blühen die ersten Kakteen bereits, da scheint die Natur schon weiter zu sein als hier.
Sie senden uns auch einen interessanten Link wo angezeigt wird, wo die Wüstenblumen und -Kakteen in den USA gerade blühen: https://www.desertusa.com/wildflo/wildupdates.html
Merci vielmals.

Airshow Tucson

Schon lange haben wir diesen Flugtag auf unserem Radar, der Titel lautet Thunder & Lightning Arizona, also Donner und Blitz über Arizona. Zwei Tage dauern die Vorführungen auf der Davis-Monthan Air Force Base, da wo auch tausende ausgemusterter Militärflieger herumstehen. Ein Programm was wann stattfindet gibt es nicht, nur dass die Tore zur Luftwaffenbasis um 9 Uhr geöffnet werden.

Typisch schweizerisch sind wir überpünktlich dort, d.h. bereits um halb neun Uhr. Tatsächlich werden die Tore kurz vor uns geöffnet und wir können ganz nahe am Eingang parkieren und haben dann noch Zeit, im Jupi zu frühstücken. Man parkiert direkt neben dem Vorführgelände, wir sind ja in den USA und Shuttle-Busse oder öffentlicher Verkehr wie bei uns gibt es nicht, obwohl über 100’000 Zuschauer erwartet werden. Das Parkieren wie auch der Eintritt sind gratis, als Ausländer müssen wir allerdings durch einen separaten Eingang, an diesem stehen aber viel weniger Leute an, als an den übrigen, Vorteil für uns. Wir müssen unseren Reisepass mit dem Visum zeigen und unsere Personalien werden aufgenommen, zusätzlich erhalten wir einen Batch, der uns als Ausländer kennzeichnet, alles funktioniert reibungslos.

Als erstes schauen wir uns die vielen Flugzeuge am Boden an. In einige können wir auch hineingehen, so in einen Transporter. Erst danach merken wir, dass dies eine C5-Galaxy war, das grösste aktive Militärflugzeug der Welt, der Erstflug war bereits 1968 und erst vor wenigen Jahren wurden die Maschinen mit neuen Triebwerken und neuen Glas-Cockpits modernisiert. Dieser Militärtransporter ist wie eine RoRo-Fähre, man kann hinten hineinfahren und vorne wieder raus, Jupi hätte problemlos darin Platz, ja es hätte sogar für mehrere Wohnmobile Platz.
Ebenfalls sehr eindrücklich ist das Kipp-Rotorflugzeug V22-Osprey, ein Mix zwischen Flächenflugzeug und Helikopter: Dieses kann die zwei Motoren mit den Rotoren im Flug hin und her schwenken. Zum Starten und Landen werden die riesigen Propeller resp. Rotoren nach oben gekippt, zum horizontal Fliegen nach vorne. Es ist einmalig auf der Welt und ein Nachfolger ist bereits in Planung. Schade, ist keine Flugvorführung damit vorgesehen.

Um etwa 11 Uhr geht es mit der Flugshow los. Zuerst wird allerdings, typisch amerikanisch, die Nationalhymne gesungen. Alle stehen still, die Militärs in Achtungsstellung und alle Zivilisten haben ihre Mütze abgezogen und ihre rechte Hand auf dem Herz.
Schon eine andere Kultur.

F/A-18 Super Hornet

Als erste Jets starten zwei F/A-18G der Navy und führen ihr Programm durch. Die ältere C- und D-Version fliegt ja auch in der Schweiz und wir kennen das Flugbild sehr gut. Sehr schön finden wir, dass am Schluss der Vorführung noch eine Formation mit einem Oldtimer der Navy geflogen wird, einer F8F Bearcat. Deren Erstflug war Ende 1944, zu effektiven Kriegseinsätzen im 2. Weltkrieg kam das Flugzeug aber nicht mehr.

Pinzgauer und Raketen-Truck

Zu unserer Überraschung sehen wir auf dem Areal die Schweizer Fahne auf einem Fahrzeug. Wir vermuten zuerst, dass dies wohl ein Sanitäts-Fahrzeug sei, dafür verwenden die Amerikaner oft die Schweizer Flagge, statt derjenigen des roten Kreuzes. Doch es steht tatsächlich ein ausgemusterter Pinzgauer der Schweizer Armee dort, zusammen Oldtimern aus dem zweiten Weltkrieg…

Punkto Fahrzeuge gibt es aber einen Truck, ein Riesen-Pickup mit zwei Düsentriebwerden, das dem Pinzgauer in jeder Hinsicht die Show stiehlt. Riesige Flammen kommen aus den beiden Auspuffen über dem Fahrzeug und vorallem hinter den zwei Triebwerken raus. Auf der Piste beschleunigt das Fahrzeug unglaublich, zum Abbremsen werden zwei Bremsfallschirme benötigt.
Mit so einem Antrieb benötigt man natürlich keinen Allrad oder Differentialsperre mehr, allerdings muss das nachfolgende Fahrzeug schauen, dass es nicht zu nahe aufschliesst…

Luftbetankung und mehr

Zu den leiseren aber nicht weniger interessante Flugvorführungen gehören die (simulierte) Luftbetankung von zwei Helikoptern durch eine Hercules C-130. Aber auch die diversen Kunstflugvorführungen sind sehr interessant, wobei bei einem Flugzeug ein Querruder abfällt, aber das gehört scheinbar zum Programm…

F-35A Lightning II

Einer der Höhepunkte ist die Vorführung des neusten Flugzeuges der US-Luftwaffe, des F-35A von Lockheed. Die Vorführung wird grossartig als F-35 – Demo-Team angekündigt, wir denken, dass da mehrere Flugzeuge in der Luft sind. Das Team besteht aber nur aus einem Flugzeug…
Trotzdem, die Show ist hervorragend und die Manöver teilweise wirklich aussergewöhnlich.
Das Flugzeug sieht in meinen Augen nicht sehr elegant aus, dies ist aber der Unsichtbarkeit für das Radar geschuldet. Das Radarecho soll nur die Grösse eines Kolibris haben.

Auch hier wird im zweiten Teil der Vorführung eine Formation mit einem Oldtimer geflogen, diesmal mit der berühmten North American P-51 Mustang aus dem zweiten Weltkrieg. Und als drittes Flugzeug gesellt sich noch ein A-10 Thunderbird dazu, die Panzerknacker sind hier in Tucson stationiert. Und beide Jets werden von Frauen gesteuert, also die F-35A wie auch die A-10.

Thunderbirds

Die Donnervögel sind die Kunstflugstaffel der US Air Force, sie fliegen mit sechs F-16. Die Thunderbirds werden, typisch amerikanisch, als die beste Kunstflugstaffel der Welt angepriesen. Im ersten Teil der Vorführung fliegen jeweils vier Flugzeuge zusammen und die zwei Solopiloten kommen dazwischen zum Einsatz. Diesen Teil finden wir eher langweilig und die Manöver nichts aussergewöhnliches.

Im zweiten Teil fliegen sie dann zu fünft oder zu sechst und da hat es schon einige Manöver, wo wir den Atem anhalten müssen. Aus Europa sind wir uns gewohnt, dass die Flugzeuge von engen Formationen in eine andere (enge) Formationen wechseln oder auseinander fliegen. Hier aber fliegen mehrere Male vier, fünf oder sechs Flugzeuge aus verschiedenen Himmelsrichtungen aufeinander zu – atemberaubend.

Was uns auch überrascht ist, dass hier die Flugzeuge immer wieder in enger Formation über die Köpfe der Zuschauer fliegen. In Europa wird das seit dem grossen Flugtag-Unglück von Ramstein im Jahre 1988 mit 70 Toten und 1’000 Verletzten nicht mehr gemacht. Damals stiessen mehrere Flugzeuge der italienischen Kunstflugstaffel Frecce-Tricolori in der Luft zusammen und stürzten ab, ein Flugzeug schlitterte dabei von der Piste in die Zuschauer und explodierte dort, ein anders Flugzeug stürzte auf einen voll bemannten Rettungshelikopter der US Air Force…

Die Vorführungen sind teilweise sehr spektakulär und beeindruckend, aber die grossen europäischen Kunstflugstaffeln wie Patrouille de France, Red Arrows, Frecce-Tricolori und auch die Patrouille Suisse müssen sich überhaupt nicht hinter den Thunderbirds verstecken.

Auf jeden Fall gefällt uns der ganze Flugtag so gut, dass wir ihn auch am Sonntag nochmals besuchen.

Patagonia zum Zweiten

Nach den grossen Fliegern fahren wir 80 km in den Süden und hoffen dort die ganz kleinen Flieger in Action zu sehen, d.h. die Kolibris beim Sammeln des Nektars an Blüten zu sehen. Schon im Dezember bewunderten wir sie in Patagonia und nachdem wir rund um Tucson so viele blühende Blumenfelder gesehen haben, sollte es im Süden noch spektakulärer werden.

Doch wir werden enttäuscht und es gibt um die Ortschaft Patagonia überhaupt keine blühende Blumen. Ob es an der Höhe von über 1’000m liegt? Wir sehen zwar einige Kolibris, doch leider nur an den Futterspendern, was nicht so fotogen ist.

Skorpion und Omega Centauri

Schon lange haben wir auf dem Plan, das Sternbild Skorpion in voller Grösse am Nachthimmel zu betrachten. Das letzte Mal sahen wir es 2016 im Süden von Marokko, noch ohne Jupi. In der Schweiz oder Frankreich sieht man meist nur den oberen Teil dieses wunderschönen Sternbildes, denn es liegt sehr tief am Horizont, sehr weit im Süden. Doch hier auf nur 30° nördlicher Breite sieht es anders aus. Im Frühling kommt es ganz über den Horizont, allerdings aktuell erst ab etwa 03 Uhr in der Früh, am höchsten steht es im Moment bei Sonnenaufgang. So stehen wir gegen 4 Uhr auf und tatsächlich, fast genau Richtung Süden, gleich neben dem hellen Band der Milchstrasse, können wir es sehen und auch fotografieren, hier das Resultat:

Aber auch ein anderes Objekt, das wir zuletzt in Marokko sahen, versuchen wir hier wieder zu finden: Der hellste Kugelsternhaufen an unserem Nachthimmel, Omega Centauri. Dafür stehen wir eine Nacht später kurz vor 01 Uhr auf. Zwar scheint jetzt der Mond, doch um den Kugelsternhaufen mit dem Feldstecher anzuschauen reicht es, genial. Über 10 Millionen Sterne leuchten in diesem Haufen. Gemäss Wikipedia ist es möglich, dass es sich sogar um eine kleine Galaxie handelt, die zur Zeit mit unserer Galaxie, der Milchstrasse, verschmilzt – unglaublich was da passiert.
Wegen dem hellen Mond können wir Omega Centauri leider nicht fotografieren, doch das folgt noch.

Picacho Peak State Park

So fahren wir wieder nordwärts, nach Tucson rein, bunkern da nochmals frisches Wasser und entsorgen das Grauwasser. Dann kaufen wir noch ein paar Lebensmittel ein und schon geht es weiter zum Picacho Peak State Park, der nordwestlich von Tucson liegt. Dies ist ein regionaler Park der rund um den Berg Picacho Peak liegt, der ganz alleine aus einer Ebene herausschaut und an dem wir schon mehrere Male vorbei gefahren sind, liegt er doch direkt an der Interstate I-10. Wir unternehmen hier eine rund 11 km lange Wanderung, die einerseits zum höchsten Punkt hinauf führt, dem 1’011 m hohen Picacho Peak und andererseits noch um den ganzen Berg herum führt. Im Visitor-Center sagt man uns, dass der Aufstieg zum Gipfel schwierig und deshalb an mehreren Stellen mit Drahtseilen gesichert sei, es wäre nur etwas für geübte Wanderer.
Die Strecke ist aber nicht nur schwierig, sondern auch absolut spektakulär, noch selten hat uns eine Wanderung so gut gefallen.

Am zweiten Teil der Wanderung um den Berg sehen wir zu unserer Überraschung mehrere blühende Ocotillos und noch mehr blühende «Mini-Kakteen», zu deutsch Igel-Kaktus, hier Hedgehog-Cactus benamst. Wir sind absolut begeistert.

Wir kreuzen immer wieder ein jüngeres Ehepaar, wo der Mann ebenfalls intensiv fotografiert. Mit der Zeit kommen wir ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass sie aus Deutschland stammen und seit drei Jahren mit einer Greencard in den USA leben. Er entwickelt Software, meistens von irgendwo unterwegs und dazwischen reisen sie viel. Ende Jahr ging sein letzter Arbeitgeber Konkurs, aber da er sowieso wieder Reisen wollte, kam ihm dieses gerade Recht…
Sie erzählen uns, dass es ihnen hier im Südwesten extrem gut gefalle und so in den drei Jahren praktisch immer hier waren, Winter wie Sommer. Diesen Sommer wollten sie aber mal nach Washington fahren.

Wir übernachten ganz in der Nähe auf BLM Land. Nun, ganz in der Nähe heisst, nur 30 km zum Fahren…
Hier führt ein sehr grosser Wasserkanal namens «Central Arizona Project Canal» vorbei, der gerade hier um etwa 60 m hoch gepumpt wird um eine Steigung im Gelände zu überwinden. Mit der Drohne suchen wir nach dem Ausflusspunkt des Wassers, vom Boden können wir es nämlich nicht sehen. Tatsächlich liegt dieser rund ein Kilometer von den Pumpen entfernt.
Und auch hier entdecken wir wieder diverse blühende Igel-Kakteen und sogar noch einen blühenden Maihueniopsis-Kaktusstrauch, so genial.

Berge des Aberglaubens – Superstition Mountain

Da uns die Wanderung im Picacho SP so gut gefiel, sucht Bettina nach weiteren interessanten Wanderstrecken und findet welche im Gebiet der Superstition Mountains, welche östlich von Phoenix liegen. Schon der Name klingt interessant, heisst er doch übersetzt Berge des Aberglaubens.

Das Gebiet mit den vielen Pfeilern erinnert uns etwas an die Chiricahua Mountains im Südosten von Arizona. Unsere erste Wanderung führt uns zur Weaver’s Needle, etwa 5 km vom Startpunkt weg und etwa 400 Höhenmeter höher. Beim Aufstieg sehen wir viele Leute, es ist schliesslich Sonntag, aber auch viele Vögel beobachten wir und vorallem Eidechsen rennen uns immer vor den Füssen durch. Oben angekommen bewundern wir die Umgebung, genial schön alles hier, wir befinden uns auf etwa 1’100 müM.


Beim Rückweg, wo wir eine andere Route nehmen, sehen wir fast niemanden mehr. Nach etwa der Hälfte des Weges erkennen wir den Grund, es geht knapp 3m ziemlich steil runter, man muss klettern oder auf dem Hosenboden runter rutschen. Wir verstauen unsere Kameras und ich klettere die Stelle einmal, suche noch nach einer Alternative, finde jedoch nichts besseres.
Umkehren?
Ich gehe wieder zu Bettina hoch und wir besprechen die Lage. Wir entscheiden hier runter zu gehen und ich klettere wieder voraus und helfe dann Bettina in dem ich sie mit meiner Hand stütze, so kommt sie ebenfalls sicher runter. Danach ist der Weg wieder normal, allerdings verschwindet er immer mal wieder und ohne Karte auf dem Handy mit GPS wären wir hier verloren. Wir treffen jetzt aber immer wieder Leute, unter anderem ebenfalls ein Ehepaar das meint, ohne GPS wären sie hier verloren…

Höhlenwanderung

Am folgenden Tag unternehmen wir eine kürzere Wanderung zu einer Höhle, die letzten paar hundert Meter geht es allerdings ziemlich steil hoch. Der Wanderweg hat zwar immer wieder Markierungen, die sind aber manchmal etwas verwirrend und es ist auch hier gut, eine Karte mit GPS zu haben.
Von unten sieht die Höhle eher wie ein schmaler Schlitz aus, doch oben sind wir von der Grösse überrascht, sie ist zwar nicht sehr tief aber sehr breit und hat in der Mitte einen Gesteinsblock, der wie eine Welle aussieht.

Zur Stärkung backen wir am Abend eine Pizza, natürlich alles aus der eigenen Küche, inkl. Teig. En Guete.

Motorenöl für Jupi

Bei der Fahrt zum Picacho Peak State Park kommt auf der Anzeige plötzlich die Meldung, «1L Motorenöl nachfüllen». Da wir davor noch nie Motorenöl nachfüllen mussten, habe ich auch keines aus der Schweiz mitgenommen, obwohl ich wusste, dass es in den USA nicht so einfach sein würde, das richtige Motorenöl zu finden. Beim letzten Service in der Schweiz wurde 10W40 eingefüllt, im Handbuch steht aber auch die Info, dass nur von Mercedes zugelassenes Motorenöl verwendet werden sollte. Für unseren 2.2L Dieselmotor müsste es deshalb noch die Bezeichnung MB 228.51, MB 229.31 oder MB 229.51 haben.
Nach längerem Suchen im Internet finde ich bei NAPA, einem grossen Autozubehörhändler der in den ganzen USA Läden hat, ein von Mercedes zugelassenes Motorenöl, allerdings nur 5W30. Ich suche weiter und lese, dass man dies problemlos mit dem vorhandenen 10W40 mischen könne.
Gabi und Erich, die ebenfalls mit ihrem EX366 in den USA unterwegs sind, haben hier in den USA bereits einen Ölwechsel vorgenommen und mir auf meine Frage mitgeteilt, dass sie bei Mercedes in Tucson ebenfalls 5W30 erhalten hätten. So fahren wir einen kleinen Umweg über Chandler, südlich von Phoenix, und dort zu einen NAPA-Laden und kaufen uns zwei Literflaschen mit dem gesuchten Öl, Made in Germany.

Weiterfahrt

Noch bis maximal am 19. April können wir in den USA bleiben, dann sind unsere sechs Monate Aufenthaltserlaubnis vorbei. Voraussichtlich am 17. oder 18. April werden wir deshalb für etwa einen Monat nach Mexiko reisen. Wir hoffen bis da noch ein paar schöne Wanderwege und weitere blühende Kakteen zu entdecken.
Mehr davon dann im nächsten Bericht.

Unsere Route

Im folgenden unsere Route auf der Karte, die wir mit Jupi während dieses Bericht-Zeitraums gefahren sind. Jupi sendet alle 15 Minuten seine Position via Spot Satelliten-Tracker an uns, deshalb folgt die Route nicht genau der Strasse, sondern macht etwas «Abkürzungen».

Die aktuelle Position von Jupi, wie auch die gesamte Route unserer Nordamerika-Reise seit dem 26. Mai 2022, ist auf dieser Seite zu finden: https://www.jupi.bvision.ch/jupispot/

Das könnte Sie auch interessieren...

4 Antworten

  1. Ingeborg und Ralf sagt:

    Hallo ihr Beiden,
    wir sitzen hier am Karfreitag im regnerischen kühlen KH, genießen eure tolle, unbeschreiblich interessante Reise und erfreuen uns immer wieder daran. Schön zu sehen dass es euch gut geht.
    Weiterhin alles Liebe und Gute
    Ingeborg, Ralf und Ingo, der sich leider eine Borreliose eingefangen hat.

    • bvision sagt:

      Liebe Ingeborg, lieber Ralf und Ingo
      Ganz herzlichen Dank für euren netten Kommentar. Wir hoffen ihr bekommt noch etwas Sonne über die Ostertage, aber ihr habt sicher noch ganz viel davon aus Spanien mitgenommen. Und wir wünschen Ingo eine rasche Heilung, wir wussten gar nicht, dass diese Krankheit auch Hunde treffen kann.

      Sonnige Grüsse aus Arizona
      Bettina und Reto

  2. Kurt sagt:

    Hallo Zäme, habe eben die schönen Aufnahmen angesehen und den interessanten Kommentar gelesen.
    Besten Dank, Ich wünsche euch schöne Ostern und eine unfallfreie Zeit.
    Viele Grüsse aus der turbulenten Schweiz
    Kurt

    • bvision sagt:

      Hallo Paps
      Herzlichen Dank für deinen Kommentar, es freut uns immer wieder etwas von dir zu lesen.
      Auch wir wünschen allen eine schöne Ostern und der Schweiz wieder etwas ruhigere Zeiten.

      Sonnige Grüsse aus Arizona
      Bettina und Reto

Schreibe einen Kommentar zu bvision Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert