Exodus aus Spanien

Kaum hatten wir die Wärme und Sonne in Spanien gefunden, mussten wir dieses wunderbare Land schon wieder verlassen, denn das neuartigen Coronavirus breitete sich auch hier immer stärker aus und die Regierung hat deshalb den «Alarmzustand» ausgerufen. Wie fast ĂĽberall auf der Welt setzten dann sofort die grossen Hamsterkäufe ein und Regale mit WC-Papier waren sofort leer, auch diejenigen mit Teigwaren oder Poulet-Fleisch leerten sich rapide. Neben all den Schliessungen wurde auch eine Ausgangssperre verhängt, d.h. dass seit Sonntag, dem 15. März die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen werden dĂĽrfen, ausser fĂĽr dringend notwendige Angelegenheiten wie zur Arbeit gehen, Einkäufe tätigen oder Apotheken-/Arztbesuche. AusdrĂĽcklich verboten sind z.Bsp. joggen und velofahren, weshalb wir, nach einigem «wir bleiben», «wir bleiben doch nicht», «doch wir bleiben irgendwo im Hinterland», uns am Sonntagmorgen entschlossen haben, Spanien zu verlassen. Um halb neun fuhren wir aus dem Hinterland von Murcia los und kamen gegen 18 Uhr und nach gut 700km in Frankreich an, an der Grenze gab es (noch) absolut keine Kontrollen. Zuerst waren die Autobahnen fast gespenstisch leer, doch sobald wir auf die A-7 an der KĂĽste kamen, änderte sich das Bild: Der grosse Exodus aus Spanien. Wir sahen fast nur ausländische Camper, dazu einige LKWs und Wohnwagengespanne. Wohl hunderte wenn nicht sogar tausende von Camper waren unterwegs Richtung Norden und bei einigen hatten wir das GefĂĽhl, dass sie wohl schon lange nicht mehr unterwegs waren…
Auch auf den Rastplätzen sahen wir fast nur ausländische Camper. Die Restaurants auf den Rastplätzen waren überall geschlossen, nur die Tankstellen, teilweise die Shops und die Toiletten waren offen. Gegen Frankreich zu hatte es teilweise längere Kolonnen an den Tankstellen, alles Camper. Auch wir tankten kurz vor der Grenze in La Jonquera nochmals billigen spanischen Diesel, doch wir verliessen dazu die Autobahn und fuhren die Shell-Tankstelle an, wo wir alleine an der Säule standen um unserem Jupi nochmals Shell V-Power zu spendieren, immerhin musste er heute sehr viel leisten und das V-Power soll Ablagerungen im Motor entfernen, welche von qualitativ minderwertigem Diesel verursacht werden und was die Leistung mit der Zeit mindert.

Bevor wir Spanien so rasch verlassen mussten, versuchten wir uns im Hinterland von Albacete noch mit weiteren Drohnenaufnahmen während der blauen Stunde, dieses Mal bereits bei Sonnenuntergang. Dabei gelangen uns einige ganz schöne Aufnahmen, doch seht selbst (und nein, bei den Bildern wurde die Sättigung nicht erhöht, nichts verändert):

Danach besuchten wir Ingeborg und Ralf, Freunde von unserer Mongolei-Tour vom letzten Jahr, die hier an der Costa Blanca ein geniales Plätzchen haben, d.h. ein wunderbares Haus mit ebenso wunderbarem Umschwung und jeweils hier überwintern. Wir verbrachten einige sehr schöne Tage mit Ihnen und auch ihr Hund, Toby, schien sich noch an uns zu erinnern und freute sich über seine Rudelvergrösserung. Täglich begleiteten wir Ingeborg und Ralf bei ihren kleinen und grösseren Spaziergängen mit Toby in der näheren Umgebung.
Sie stellten uns auch einen topfebenen und überdachten Stellplatz, ein Duschzimmer und auch ihre Waschmaschine sowie den Trockner zur Verfügung, einfach perfekt. Liebe Ingeborg und lieber Ralf, auch an dieser Stelle nochmals ein ganz grosses Merci für eure Gastfreundschaft. Wir hoffen, dass wir uns irgendwann revanchieren können.

Zu Beginn unserer Rückreise in Frankreich hatten wir das Gefühl, alles sei normal. Wir fuhren zuerst auf Hauptstrassen der Küste entlang, bevor wir bei Béziers nordwärts abbogen und dort via Haut-Languedoc wieder Richtung Clermont-Ferrand fuhren. Unsere Hoffnung war, dass wir noch ein paar Tage in der Auvergne verbringen könnnten. Auf der gebührenfreien Autobahn A75 merkten wir aber, dass sich auch hier die Zeiten ändern, den die Toiletten auf den Raststätten wurden wegen dem Corona-Virus geschlossen… Wir fuhren über den Viadukt von Millau, mit 2460m die längste Schrägseilbrücke der Welt. Aus gegebenem Anlass verzichteten wir auf eine weitere Besichtigung dieses ästhetischen Bauwerks und hoffen bald wieder hier hin fahren zu können, denn eigentlich ist es gar nicht so weit weg von der Schweiz.

Später fuhren wir erneut an einem schönen Viadukt vorbei, diesmal eine Eisenbahnbrücke, die von Gustave Eiffel entworfen wurde. Das Garabit-Viadukt, eine Stahlbrücke mit einer Länge von 564 Meter wurde 1884 fertiggestellt und ist heute orangrot angegestrichen. Unter anderem dank dieser filigranen Eisenkonstruktion durfte Eiffel an der Pariser Weltausstellung von 1889 seinen berühmten Eiffelturm bauen. Auch an diesem Viadukt stoppten wir nicht, sondern fuhren durch und hoffen, später wieder kommen zu können, deshalb ein Bild aus Wikipedia:

Garabit Viadukt (Bild aus Wikipedia)

In der Nähe von Clermont-Ferrond gingen wir noch einkaufen und kamen dabei zwei Mal in eine Polizeikontrolle. Während wir bei ersteren auf sehr freundliche Art auf die Abstandsregeln aufmerksam gemacht wurden, verlangte die zweite eine Selbstdeklaration, dass wir überhaupt fahren dürfen. Der ebenfalls sehr freundliche und humorvolle Gendarme gab uns ein entsprechendes Formular ab und erklärte das Ausfüllen, wobei er dann selber stutzte als er merkte, dass für ausländische Touristen ein entsprechendes Feld fehlte und wir deshalb rein theoretisch gar nicht mehr weiter fahren dürften. Er fragte, ob wir sicher seien, dass die Grenze zur Schweiz noch offen sei, was wir bejahten und liess uns dann mit einem freundlichen Gruss weiter fahren. Danach war für uns definitiv klar, dass wir auf direktem Weg in die Schweiz zurückfahren mussten. Wir fuhren an diesem Tag noch bis Lapalisse, wo wir bereits auf der Hinfahrt auf einem Stellplatz am Rande der Gemeinde übernachteten. Diesmal war der Platz mit sehr viele Deutschen und Nordländer sowie einigen Schweizer und Österreicher sehr voll, alle auf der Heimreise.

Stellplatz Lapalisse

Am anderen Tag fuhren wir dann direkt in die Schweiz, wo wir gegen Mittag bei La Verrière die Grenze überquerten. Der Zoll war auf französischer wie auf schweizer Seite besetzt und wir wurden auf beiden Seiten angehalten und auf beiden Seiten wurden unsere Ausweise kontrolliert, etwas was in den letzten Jahren nie mehr vorgekommen ist.

Damit geht unsere Frühlingstour 2020 leider viel schneller zu Ende als geplant. Wir sehen es aber von der positiven Seite und erachten es z.Bsp. als grosses Glück, dass wir mit unserem Jupi nicht in Marokko waren, wo aktuell scheinbar hunderte von Camper fest sitzen und nicht mehr ausreisen können. Noch schlimmer trifft es aber diejenigen Camper resp. Overlander, die mit ihren Fahrzeugen noch weiter weg sind und jetzt feststecken, sei es in Süd- oder Mittelamerika, irgendwo in Afrika oder Australien, denn die meisten Grenzen sind geschlossen, an vielen Orten gibt es Ausgangssperren und die Gesundheitssysteme sind überall mehr oder weniger stark am Anschlag. Ja, wir haben wirklich Glück rechtzeitig wieder in der Schweiz angekommen zu sein.

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2 Antworten

  1. Ingeborg sagt:

    Interessant euren Bericht zu lesen, ja das sind schon ganz spezielle Zeiten. Auf Covid 19 hätten wir alle gern verzichtet. Wir hoffen, wir sehen uns im Herbst oder Winter wieder. Dann könnt ihr das Versäumte in Spanien nachholen. Eigentlich kann es doch nur besser werden.
    L.G. bleibt gesund

    • bvision sagt:

      Liebe Ingeborg, merci fĂĽr deinen Kommentar.
      Ja, hoffen wir, dass man bald Mittel und Wege findet, damit alle rasch wieder gesund werden, man sich vor diesem neuartigen Virus schĂĽtzen kann und wir dann bald wieder reisen dĂĽrfen.
      DafĂĽr haben wir nun endlich Zeit, all unsere Bilder zu sichten…

      Liebe GrĂĽsse
      Bettina und Reto

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