Kultur und Suche nach Wärme

Das Wetter in der Auvergne wurde garstiger und die Wetterprognose versprach keine Besserung, deshalb planten wir zügig nach Spanien zu fahren, in die Wärme. Doch es kam anders, denn kaum 100km nach der Auvergne sahen wir am Strassenrand einen Wegweiser mit dem Namen «Lascaux». Lascaux? Haben wir darüber nicht mal einen Film gesehen oder einen Bericht gelesen? Gibt es dort nicht berühmte Höhlenmalereien aus der Steinzeit? Deshalb zückten wir bei unserem nächsten Stopp sofort unsere Smartphones und informierten uns im Internet darüber. Genau: In Lascaux wurde 1940 per Zufall eine riesige Höhle mit, je nach Quelle, 20 – 40’000 Jahre alten Malereien gefunden. Da uns dies sehr interessierte änderten wir unseren Kurs und fuhren nach Montignac, wo diese Höhle lag und wo es einen Stellplatz gab, von wo aus wir zu Fuss unser Besuchsziel erreichen konnten.

Besuchen kann man die Originalhöhle seit 1968 nicht mehr, da das CO2 unserer Atemluft die uralten Bilder schädigt. Aus diesem Grund wurde der grösste Teil der bemalten Höhle detailgetreu rekonstruiert, die Ausstellung nennt sich Lascaux IV, es gibt auch Lascaux II, das aber im Winter geschlossen ist. Lascaux III war eine temporäre Ausstellung, die nicht mehr existiert.

Lascaux I – IV

Obwohl «nur» ein Nachbau, hatten Bettina und ich in Lascaux IV trotzdem sofort das Gefühl, in einer Höhle zu sein, die Atmosphäre stimmte, d.h. Licht, Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Die Franzosen haben da etwas Wunderbares geschaffen! Man darf nur in einer Gruppe mit Führer rein und fotografieren ist nicht erlaubt. Wir wählten eine deutsche Führung, würden das aber nicht mehr machen, da unser Französisch oder Englisch wohl besser ist als das Deutsch unseres Guides. Trotzdem erfuhren wir sehr interessante Details, z.Bsp. haben wir von den sogenannten Höhlenbewohner eine völlig falsche Vorstellung, denn kaum jemand würde freiweillig über längere Zeit in so einer Höhle hausen, es sei dort äusserst unangenehm, da kalt und feucht. Auch konnte man kein Feuer machen, da der Rauch kaum mehr raus gehen und alles verrussen würde. Deshalb sollte man nicht von Höhlenbewohner sondern von Steinzeitmenschen sprechen. Für was genau diese Höhle stehe, wisse man nicht, sie sei aber sicher keine Behausung gewesen sondern eher eine Art Tempel. Im Gegensatz zu den meisten andern Höhlenmalerein in Frankreich seien hier die Zeichnungen mehrfarbig und nicht nur schwarz oder ockerfarbig. Was aber gleich sei wäre, dass man keine Landschaften oder Pflanzen sehe, sondern vorallem Tiere, d.h. vorallem Pferde, gefolgt von  Hirschen und Auerochsen sowie Steinböcken und Bisons. Fleischfresser wie z.Bsp. Bären sind nur in entfernten Höhlenteilen vorhanden. Nur an einem Ort, ebenfalls eher unzugänglich in einem Schacht, ist ein Mensch abgebildet.

Nach der Höhle kommt man dann in ein sogenanntes Atelier, wo verschiedene Teile des Nachbaus nochmals vorhanden sind und hier darf man sich frei bewegen und fotografieren, zusätzlich erhält man einen sehr modernen Video- und Audioguide, also ein Gerät mit Bildschirm und Ohrstöpseln, auf dem man in verschiedenen Sprachen, u.a. Deutsch, weitere Erklärungen erhält, Bilder und Videos anschauen kann, sich virtuell in der Höhle bewegen und sogar einige Objekte frei drehen kann. Dies ist absolut genial gemacht, so etwas interessantes habe ich noch nie erlebt. Weiter gibt es noch einen Saal mit 3D-Kino, indem ein Film läuft, wie es zur Steinzeit hier wohl gewesen sein könnte, die Sprache empfängt man wieder über den digitalen Führer und Ohrstöpsel, einfach super, wie hier die Technik eingesetzt wird. Wir blieben fast 4 Stunden, so hat uns das Ganze fasziniert.

Lascaux IV von aussen

Da es im Eingangsbereich ein sehr gutes Gratis-Wifi gab, kamen wir am nächsten Morgen vor unserer Weiterfahrt nochmals vorbei, um unsere «Büroarbeiten» zu erledigen.

Weiter ging es nun wärmesuchend Richtung Spanien, denn das Wetter hier war wirklich miserabel: Kalt, nass und sehr windig. Vor der Grenze besuchten wir noch kurz Biarritz, auch hier Sturm pur, die Biskaya zeigte ein wildes Gesicht. Von der Grenze selbst sahen wir gar nichts, nur dass ab jetzt alles spanisch angeschrieben war. Unsere erste Station hiess Bilbao, doch hier war das Wetter fast noch schlimmer, denn bei der Einfahrt in die Stadt erwartete uns neben einem Sturm etwas zwischen Nieselregen und Schnee, die Strassen wurden richtig weiss.

In Bilbao wollten wir erneut Kultur konsumieren und das weltberühmte Guggenheim Museum besuchen. Zu unserer Überraschung betrug der Eintrittspreis nur €10.– ein Audioguide dazu ist inbegriffe. Das Museum ist natürlich von aussen schon eine Augenweide:

Bettina und ich sind ja nicht so die Kunstmuseumsbesucher, deshalb waren wir sehr gespannt, auf was wir uns da einlassen würden, ob wir es überhaupt durchstehen würden oder ob wir bald genug haben und die Ausstellung vorzeitig verlassen würden.
Nun, wir wurden positiv überrascht und haben uns alles angeschaut. Natürlich haben uns gewisse Objekte mehr interessiert als andere. Die Ausstellung besteht aus Bildern, Skulpturen sowie Installationen. Insbesondere die Skulpturen und Installationen einer temporären Austellung (Olafur Eliasson: In Real Life) fanden wir genial. Wie hier mit der Physik gespielt wurde war einmalig, z.Bsp. dass man plötzlich nicht mehr einen schwarze Schatten warf sondern verschiedene farbige oder in einem andern Raum, wo plötzlich alles monochrom wurde und die Farben verschwanden. Mehr Mühe hatten wir mit einigen Bildern, das «speziellste» war eine ca. 2.5 x 2.5 Meter grosse Leinwand, alles schwarz und unten links ein weisser Klecks, moderne Kunst…
Die schwerste Installation stammte vom amerikaner Richard Serras, bestehend aus sieben riesigen Stahlskulpturen. Jede einzelne Skulptur wiederum bestand aus riesigen Stahlplatten, jede einzelne Platte war etwa fünf Zentimeter dick. Alles zusammen soll eine Gewicht von über 1’000t (in Worten: über tausend Tonnen) haben und das schwerste Auftragswerk in der modernen Kunstgeschichte sein, mit einem Wert von über 20 Mill. Dollar. Die Installation durfte man frei begehen und sogar das Fotografieren war erlaubt.

Alles in allem waren wir sehr zufrieden mit unserem Museumsbesuch und können diesen sehr empfehlen.

Doch das Wetter war auch hier schlecht, von Wärme keine Spur. Unser Stellplatz lag auf einer Anhöhe am Rande von Bilbao, wunderbar gelegen und mit Sicht über die ganze Stadt. Doch hier pfiff der Wind so stark und böig, dass Jupi im Stehen fast wie ein Schiff hin und her schaukelte. Bettina meinte, wenn das so weiter ginge würde sie bald seekrank. Deshalb verholten wir etwas nach hinten und stellten unseren Bug in den Wind, so dass dieser etwas weniger an unserem Bimobil rütteln konnte, weniger Angriffsfläche hatte.

Stellplatz Bilbao – nach dem Sturm

In den Wetterprognosen sahen wir, dass es ab Cuenca und dann vorallem Albacete trockener und auf das Wochenende auch etwas wärmer werden sollte, auch der Wind sollte schwächer werden. Hier an der Biskaya sahen wir auf der Windkarte von Meteoblue vom Atlantik her mehrere Tiefs mit orkanstarken Winden (rot eingefärbt) reinkommen. Ein auf dem Stellplatz anwesender Ire erzählte, dass er heute eigentlich mit der Fähre von Bilbao nach Cork resp. Roberts Cove wollte, doch sei diese wegen dem Orkan annulliert worden. Überhaupt fiel uns auf, dass es auf diesem Stellplatz vorallem Briten und Iren hatte, die Festlandeuropäer waren in der klaren Minderheit.

Wir verstauten wieder alles reisefest und nahmen Kurs Süd, Richtung Wärme. Und tatsächlich, seit wir in der Region südlich von Albacete sind, hat es nicht mehr geregnet und der Himmel ist vorwiegend blau. Der Wind, zwar etwas abgeschwächt, ist allerdings geblieben. Es stehen hier in der Region auch hunderte von Windkraftwerken, deshalb folgern wir, dass es wohl eher kaum eine windarme Region ist. Trotzdem hat uns dies nicht von unserer ersten Velotour in Spanien abgehalten und dabei haben wir einige Frühlingsboten gesehen.

Hier flogen wir unsere Drohne zum ersten Mal in der Nacht. Es war Vollmond, für unser Auge eigentlich recht hell und wir wollten schauen, wie stark die Kamera in der Nacht war. Fazit: Diese kommt da sehr an ihre Grenzen, das Resultat könnte man aber durchaus als moderne Kunst bezeichnen.

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