Waterton-Lakes NP – Calgary – Wells-Gray PP – Banff und Jasper NP – Grande Prairie

Vom 13. – 26. Juli 2022

Auf Naturstrassen Richtung Calgary

Wir fahren nicht auf dem schnellsten Weg vom Waterton-Lakes Nationalpark nach Calgary sondern nehmen ab der Ortschaft Crowsnest Pass den Highway 40, teilweise auch als Highway 940 bezeichnet. Die Strasse fĂĽhrt entlang dem Vorgebirge der Rocky Mountains, hier Foot-Hills genannt. Wir unternehmen ein paar Wanderungen, um ĂĽber die HĂĽgel zu sehen. Der grösste Teil der Strecke ist Kiesstrasse, es staubt gewaltig hinter Jupi her, ein Grund die Drohne steigen zu lassen und die Szenerie auf Speicher zu bannen. Es windet zwar ziemlich, mit dem Wind ist die Drohne ĂĽber 40km/h schnell, gegen den Wind noch knapp 20km/h, dafĂĽr hat es kaum MĂĽcken – aber eben nur kaum und nicht keine…

Es hat praktisch keinen Verkehr auf dieser trockenen Gravel-Road, den ganzen Tag kreuzen uns nur wenige Pickups. Internet resp. Handy-Empfang haben wir keinen, ausser bei einer Wanderung auf einen HĂĽgel hinauf. Da laden wir schnell die Sendung «Echo der Zeit» des Schweizer Radios herunter und hören sie dann am Abend zum Essen, so sind wir informiert was in der Schweiz und auf der Welt so läuft. Wir ĂĽbernachten an einem Picknick-Parkplatz gleich neben der Strasse, es gibt ja keinen Verkehrslärm, starten den Grill und legen Fleisch und in Alu verpackte Kartoffeln drauf, Mmmmhhh.
(wie immer: auf das Bild klicken, damit es schärfer und grösser wird)

Auf dem Weg nach Norden sehen wir zwei Rocky Mountain Schafe am Strassenrand, die mit ihren teils stark gebogenen Hörnern sehr interessant aussehen. Dabei kommen wir mit einem amerikanischen Pärchen aus Seattle ins Gespräch, die von Jupi sehr angetan sind. Sie möchten nach Europa reisen, dort ein Bimobil EX366 oder etwas ähnlich kaufen und dann damit ein Jahr lang auf dem alten Kontinent herumreisen, bevor sie es nach Amerika verschiffen. Ob dies wohl möglich sei? Wir diskutieren längere Zeit, was es für Hürden bezüglich Versicherung und Einlösen zu Umschiffen gibt und schlussendlich laden sie uns nach Seattle ein, wenn wir Kanada via Vancouver Ende Oktober verlassen werden.

Wir befinden uns immer noch in der Provinz Alberta und möchten eigentlich die zweite Nacht in einem der vielen Provinz-Parks verbringen. Die Preise sind allerdings horrend, zusätzlich zum Übernachtungspreis auf dem Campingplatz ohne Infrastruktur muss man noch täglich 15 Dollar Parkgebühren bezahlen, d.h. dann für eine Nacht über 50 Dollar, man hat hier wohl sehr viele Touristen. Die grossen Nationalparks Banff und Jasper sind gleich um die Ecke, ob dies die Preisspirale nach oben treibt?

Für uns stimmt da das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr, wir kehren wieder um und übernachten auf einem Pass ausserhalb des Parks, den wir schon auf dem Hinweg gesehen haben. Vor dem Pass wird vor der sehr schlechten Strasse gewarnt, d.h. es hat wohl nur sehr wenig Verkehr, gut für uns.

Boxenstopp in Calgary

Calgary ist wohl für einige Monate die letzte Grossstadt, die nächste wird wahrscheinlich im Oktober Vancouver sein, dazwischen nur noch Provinz.

In Calgary steht fĂĽr einmal Jupi im Mittelpunkt, d.h. er erhält alle möglichen Arten von Zuneigung und Pflege. Bettina hat die Aufbaukabine bereits vor ein paar Tagen innen grĂĽndlich gereinigt, als ich den letzten Bericht fertig schrieb. Jetzt wird er von mir auf einem Waschplatz fĂĽr grosse Fahrzeuge noch aussen grĂĽndlich gereinigt, von seinem Dreck und Staub der vielen Gravel-, Dirt- und Rough-Roads der letzten 8’000km befreit. Teilweise wurde die staubige Fahrbahn mit irgend einer Art Ă–l besprĂĽht, damit es weniger stark staubt, doch dieser Dreck klebt ziemlich hartnäckig unter dem Fahrzeug, aber mit dem Hochdruckreiniger geht alles weg. Von Hand mit Lappen und Seifenwasser gehe ich dann noch den ĂĽbrigen hartnäckigen Stellen nach und auch alle Scheiben im Fahrerhaus werden innen und aussen grĂĽndlich gereinigt, genau gleich wie der gesamte Innenraum der Fahrerkabine.

Wir entdecken, dass der Lack der Motorhaube an zwei oder drei Stellen beschädigt ist und Bettina malt diese Stellen nach, denn von Tartaruga resp. ihrer Carrossiere haben wir die beiden Farben in kleinen Dosen erhalten.

Jupi in der Waschanlage

Die von uns befahrenen Naturstrassen bereiten fĂĽr Lack und Scheiben eigentlich kaum Probleme, denn da hat es sehr wenig Verkehr und die wenigen Leute fahren sehr vernĂĽnftig, d.h. ĂĽberholen kaum und wenn dann biegen sie erst sehr spät wieder ein, so dass keine Steine auf das Fahrzeug fliegen können. Das grössere Problem sind Steinchen oder Rollsplitt auf vielbefahrenen asphaltierten Strassen. KĂĽrzlich ĂĽberholte uns ein Fahrzeug mit massiv ĂĽberhöhter Geschwindigkeit auf einer frisch gesplitteten Strasse, so dass die Steinchen nur so in alle Richtungen flog und einer davon mit voller Wucht unsere Windschutzscheibe traf und Peng, ein kleiner Hick mit drei etwa 5 – 7mm langen Rissen, hier Chips oder Rock-Chips genannt erzeugte. Wir klebten das sofort mit einem durchsichtigen Klebeband zu und fahren hier in Calgary zu einer Autoscheiben-Reparatur, von denen es zu unserer Ăśberraschung sehr viele gibt, Schäden durch Rock Chips scheinen hier in Alberta sehr häufig vorzukommen. Die Reparatur geht sehr schnell von statten, nach kaum 15 Minuten ist der Defekt repariert und kaum noch sichtbar. Später entdecken wir im Internet YouTube-Videos in denen erklärt wird, wie man solche Schäden auch selber reparieren kann, welches Reparatur-Kit am besten geeignet ist. Im nächsten Canadian Tire Store kaufen wir dann zwei dieser Reparatur-Sets, denn dies war sicher nicht unser letzter Rock Chip / Steinschlag.

Rotation der Reifen

Mit den neuen Pneus haben wir seit dem Wechsel in der Schweiz bereits 10’000 km abgespult. Die hinteren Reifen haben schon 3.5 mm Gummi verloren, vorne sind es nur zwei bis drei Millimeter. So kommt das noch unbenutzte Reserverad hinten rechts hin und das vordere rechte Rad nach hinten links und umgekehrt. So haben wir jetzt hinten wieder mehr Profil als vorne. Da wir immer mal wieder ein unbekanntes Quietschen hören, das wie ein Brems-Quietschen tönt, kontrollieren wir auch die Bremsen, können aber nichts Aussergewöhnliches feststellen.

Weiter füllen wir zum ersten Mal seit Halifax den Gastank nach, aktuell sind wir bei knapp 20%. Die meisten CO-OP Tankstellen hier haben auch Propane-Zapfsäulen, perfekt. Auch kaufen wir hier gleich noch einen Kanister mit AdBlue und füllen damit unseren Tank wieder ganz voll.

BĂĽroarbeiten – PEAX

Für unsere Brief-Post in der Schweiz haben wir eine spezielle Adresse, ein Postfach bei der Firma PEAX, welche alles für uns einscannt, so dass wir tagesaktuell immer alles auf dem Internet anschauen können, wenn wir denn Empfang haben. Nun hat PEAX leider das System geändert, eigentlich zum Besseren, doch wir müssen nun alle unsere Absender informieren, dass sie die Post nicht mehr an die spezielle PEAX-Adresse senden, sondern wieder normal nach Sugiez, wo sie dann von der Post an PEAX weitergeleitet wird. Für uns jetzt leider gerade etwas umständlich und mit einigem Aufwand verbunden, auch weil unsere Fragen von PEAX teilweise nicht beantwortet werden.

Zum Abschluss all unserer Arbeiten in Calgary gehen wir zu Boston-Pizza eine feine Pizza essen, bereits in Halifax haben wir dort sehr gut gegessen, auch hier schmeckt es uns wieder wunderbar.

Via Icefields-Parkway zum Wells Gray Provinz Park

Wir haben Hochsaison und versuchen deshalb eigentlich, den bekannten Hotspots auszuweichen, d.h. vorallem die hier wohl berĂĽhmtesten westkanadischen Nationalparks Banff und Jasper. Deshalb fahren wir auf einen Tipp hin den Wells Gray Provinz Park an, hier soll es sehr schöne Wasserfälle geben. Der Weg dorthin fĂĽhrt uns «aber» auf dem Icefields-Parkway quer durch die beiden erwähnten Nationalparks Banff und Jasper. Es gefällt uns allerdings trotz der vielen Leute sehr, die offene Landschaft und die wilden, unverbauten Bachläufe mit ihren vielen kleinen Inseln sind einmalig. Deshalb lassen wir kurz vor der Einfahrt in den Nationalpark Banff noch einmal unsere Drohne steigen und machen ein paar Bilder von oben, denn im Park ist das Fliegen von Drohnen nicht erlaubt.

Uns erinnert das Hochtal von Banff und Jasper, eben da wo die Parkstrasse der Eisfelder durchführt, einmal mehr ans Engadin in der Schweiz. Wie vermutet wimmelt es hier von Leuten, die Parkplätze sind alle sehr gut gefüllt, man ist nirgends alleine. Das Touristinfo-Zentrum ist mehr eine Verkaufsstelle für verschiedene kommerzielle Aktivitäten, informiert wird nur wenig, vieles ist wegen Covid-19 leider geschlossen. Auf einen Gletscher kann man zum Beispiel mit speziellen Bussen fahren, wir unternehmen aber nur eine Wanderung bis zum Rand des Gletschers.

Uns gefallen auch die sehr schönen Wasserfälle. Eigentlich sage ich immer: «Wasserfall-Fotografie ist Schlechtwetterfotografie», denn der Kontrast zwischen dem hellen Wasser und dem oft dunkeln Fels ist bei Sonnenschein meist viel zu stark. Aber dank Graufilter und Mehrfachbelichtungen, natĂĽrlich vom Stativ aus, gelingen uns ein paar schöne Langzeitbelichtungen.

Wir verlassen die Nationalparks noch am gleichen Tag und übernachten weiter unten im Tal, in der Nähe des höchsten Berges der kanadischen Rocky Mountains, dem 3954 Meter hohen Mount Robson. Leider ist er fast immer in Wolken gehüllt.

Inland-Regenwald

Der Wells-Gray Provinz Park liegt bereits in British Columbia, der westlichsten Provinz in Kanada und in dieser Region gibt es auch den einzigen kanadischen Inland-Regenwald. British Columbia beherbergt gemäss Wikipedia fast einen Viertel des weltweiten Regenwaldes der gemässigten Breiten, der grösste Teil davon an der regenreichen KĂĽste. Ein Wald wird gem. Wikipedia dann als Regenwald bezeichnet, wenn pro Jahr mindestens 2000 mm Regen fallen, also zwei Meter. In der Schweiz betragen die Niederschlagswerte 900 – 1200 mm/Jahr, Spitzenreiter ist die Säntisregion mit rund 2800 mm/Jahr, also auch schon Regenwald?

Die Wasserfälle in diesem Provinz-Park sind wirklich topp, wir sind begeistert. Der Park hat zwei Campingplätze, die erste Nacht sind wir auf dem kleineren, von den ca. 50 Plätzen sind aber nur gut eine Handvoll besetzt.

Als wir uns am nächsten Morgen zu einem weiteren Wasserfall aufmachen, sehe ich am Boden sich etwas bewegen, sieht aus wie ein Käfer, aber irgendwie bewegt er sich etwas komisch. Bei genauerem Hinschauen entdecke ich, dass es sich um kleine Frösche handelt, knapp zwei Zentimeter lang. Später entdecken wir unter einem Baumstamm ein wunderschönes gelbes Exemplar, das wir mit Stativ und Makroobjektiv in aller Ruhe ausgiebig fotografieren können. Das Fröschlein scheint sich dort sicher zu fühlen und bewegt sich überhaupt nicht, so dass Belichtungszeiten von einer halben Sekunde möglich sind. Überall wo es ein wenig feucht ist, sehen wir sie nun umher hüpfen. Trotz Suche im Internet konnte ich von den drei gesichteten Arten nur eine identifizieren.

Leider hat es aber auch sehr, sehr viele MĂĽcken. Ich spreche mit einem Park-Ranger darĂĽber und er erklärt, dass wir hier in einem Regenwald seien und solange es feucht sei, habe es auch MĂĽcken. Und da es hier meist viel Wasser habe, gebe es immer feuchte Stellen und deshalb habe es hier auch immer viele SteckmĂĽcken. Grrrrr….

Wir unternehmen am Nachmittag eine gut 14 km lange Wanderung durch den Regenwald und werden dabei von den MĂĽcken fast aufgefressen, mĂĽssen uns etwa alle 45 Minuten neu mit AntimĂĽckenspray einsprayen. Am liebsten wĂĽrde ich den Bärenspray, den wir auch dabei haben, gegen die MĂĽcken richten aber dies wäre dann mit Kanonen auf Spatzen geschossen…
Die teils sehr grossen Bäume wären zwar wunderschön, auch andere, teils sehr grossblättrige Pflanzen, doch bei dieser MĂĽckenplage mögen wir kaum zum Fotografieren still stehen und unsere Wanderung gleicht eher einem Power-Walking. Auch andere Wanderer, die uns kreuzen, scheinen ziemlich verzweifelt zu sein und machen ein entsprechendes Gesicht…

Wir beschliessen darauf, von diesem Provinz-Park vorzeitig abzureisen, mit diesen vielen Mücken gefällt es uns hier überhaupt nicht. Auch ist man hier immer zwischen resp. mitten in den Bäumen und sieht praktisch nichts von der Landschaft. Dann lieber in den vollen aber wunderschönen und mit viel weniger Mücken behafteten Nationalpark Jasper, so unser Plan.

Jasper Nationalpark

Wir steuern unsere Ankunft auf dem Whistlers-Campingplatz in der Nähe der Ortschaft Jasper wieder so, dass wir kurz vor 10 Uhr ankommen und haben einmal mehr GlĂĽck: Wir erhalten einen Platz, obwohl wir nichts reserviert haben und auf allen Schildern steht, dass hier ausgebucht sei. «Es hat heute Morgen jemand annulliert, ihr könnt diesen Platz gerne haben», sagt die freundliche Angestellte hinter dem Tresen.
Genial, wir fahren auf den Platz, wo wir auch Handy-Empfang haben und frĂĽhstĂĽcken in aller Ruhe.

Danach machen wir uns zu Fuss in die Ortschaft auf. Es gibt viel, vorallem viele Touristen. Aber auch sehr gutes Glacé, mmmmhh.

Am Nachmittag versuchen wir nochmals, Bettinas Wanderschuhe zu reparieren, die Sohle hat sich gelöst. Wir haben sie zwar bereits in Calgary frisch angeleimt, doch nun haben sie sich erneut gelöst, einfach an einem andern Ort. Wir entfernen den hinteren Teil der Sohle ganz, streichen erneut den Kontaktkleber ein, warten zwanzig Minuten bis alles trocken ist und pressen die Sohle dann auf den Schuh. Danach ein Test ob es hält, ja es hält aber jetzt löst sich der Schaumstoff-Teil des Schuhs einfach einen halben Millimeter weiter oben auf. Da ist Hopfen und Malz verloren. Schade um die sehr guten Schuhe, die wir extra für unseren drei monatigen Island-Aufenthalt von 2015 gekauft hatten.

Zum Nachtessen gibt es einen feinen Gratin aus dem Backofen und ich backe gleich danach wieder ein frisches Brot, diesmal mit Vollkorn-Mehl vom CO-OP. Auch dieses schmeckt hervorragend. Da die Mehlsäcke hier 2.5kg gross sind, backe ich jeweils ein Brot mit 625g Mehl, das hält dann rund vier Tage und ist bis am Schluss sehr knusprig, überhaupt nicht trocken.
Danach gehen wir nochmals in die Ortschaft die verschiedenen Sportgeschäfte abklappern, finden aber auf die Schnelle keine passenden Wanderschuhe für Bettina.

Tal der fĂĽnf Seen und Maligne-Tal

Am nächsten Tag stehen wir rechtzeitig auf und unternehmen noch vor dem Frühstück eine knapp 5 Kilometer lange Wanderung zum Tal der fünf Seen. Diese Bergseen leuchten alle ganz grün, wunderschön.

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Auto ins Maligne-Tal, an dessen Ende der gleichnamige See liegt. Wir sehen unterwegs einen Hirsch mit riesigem Geweih am Strassenrand trinken und fressen; er lässt sich von uns vielen Touristen, die mit ihren Fahrzeugen neben ihm stoppen, überhaupt nicht stören. Hier werden diese grossen Hirsche mit dem hellen Po übrigens Elk genannt, und ein Elch ist hier ein Moose. Ein paar Minuten später entdecken wir ein Nest mit einem Weisskopfseeadler, darin sitzt ein Jungvogel, wohl noch nicht ganz flügge. Ein paar Bäume daneben sitzt einer der Altvögel, beide absolut unbeweglich, drehen höchstens den Kopf hin und her. Ob der Altvogel den Erstflug beobachten will?

Der Maligne-See ist umgeben von felsigen Bergen und etwa in der Seemitte gibt es eine ganz kleine Insel namens Spirit-Island, was etwa so viel wie Geister-Insel heisst. Dorthin wollen wir, was aber nur auf dem Wasserweg möglich ist, deshalb haben wir eine Tour mit einem Schiff dazu gebucht. Es hat natürlich viele Leute hier und der Parkplatz ist rappelvoll. Doch unser schmaler Jupi findet auf dem PW-Parkplatz problemlos eine Lücke.
Da diese Insel so berühmt ist, fährt alle 15 Minuten ein Boot los; wir haben die Premium-Tour gebucht, die 120 Minuten statt nur 90 Minuten dauert und erst um 17 Uhr losfährt. So haben wir optimales Licht und mehr Zeit auf der Insel zum Fotografieren, was sich auch wirklich lohnt.

Elch-See

Wir versuchen schon lange einen männlichen Elch zu fotografieren und ich habe deshalb auch einen Ranger gefragt, wo die grösste Chance sei, so ein Tier zu sehen. Er antwortete: «Vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang am Maligne-See». Und im FĂĽhrer steht, dass am kleinen Elch-See ganz in der Nähe auch immer wieder Elche zum Trinken und Fressen kommen. So wandern wir noch kurz vor unserer Schiffsfahrt zum Elch-See, finden aber nichts ausser MĂĽcken. Nach der Schiffsfahrt kochen wir gemĂĽtlich Z’Nacht und gehen dann noch einmal zum See, warten dort bis neun Uhr, aber wieder keine Elche. DafĂĽr eine wunderschöne Lichtstimmung und noch zwei Enten, die uns eine Flug-Show bieten.

Bären

Bereits auf unserer ersten Durchquerung der Nationalparks Banff und Jasper auf dem Icefields-Parkway haben wir zwei Bären in der Nähe der Strasse gesehen. Diese zu entdecken ist übrigens bei diesem Menschenaufkommen nicht schwierig, denn an einem solchen Punkt stehen immer ganz viele Autos. Es gibt hier Schwarzbären und Grizzlies, auch Braunbären genannt wobei es auch braune Schwarzbären und schwarze Braunbären gibt. Am einfachsten sind die beiden durch ihren vorhandenen oder nicht vorhandenen Höcker hinter dem Hals zu unterscheiden: Mit Höcker = Grizzly, ohne Höcker = Schwarzbär.

Als wir am frĂĽheren Morgen des letzten Tages den Overflow-Campingplatz verlassen, ruft Bettina plötzlich: «Da rechts oben ist ein Bär.» Ich sitze auf dem Beifahrersitz und habe so beste Sicht auf ihn. Tatsächlich, auf der etwa zwei bis drei Meter hohen Strassenböschung grast in aller Ruhe ein brauner Bär, mit einem Höcker hinter dem Kopf, als ein Grizzly. Mit seinem herausschauenden Eckzahn sieht er nicht gerade zum Streicheln aus. Bettina fährt langsam rĂĽckwärts und ich fotografiere aus der offenen Dackluke ĂĽber dem Bett, praktisch auf Augenhöhe mit dem Bär – genial, wie Safari.

Weiterfahrt Richtung Norden

Danach verlassen wir den Jasper Nationalpark. Es hat sich wirklich gelohnt, trotz all dieser vielen vielen Leute nochmals hierhin zu kommen. In unseren Augen sind diese beiden Nationalparks Banff und Jasper zurecht die berühmtesten der Rocky Mountains, in unseren Augen klar die schönsten und empfehlenswertesten. Und mit etwas Glück findet man auch in der Hochsaison einen Platz ohne Reservierung, vorallem im Jasper NP, denn dort gibt es einen sogenannten Overflow-Campingplatz, wo man nicht im voraus reservieren kann und es gemäss iOverlander eigentlich immer Platz gibt. Wir benutzten diesen die letzte Nacht, kamen erst gegen 23 Uhr an und es hatte immer noch diverse freie Plätze.
Und eine gute Ergänzung oder ein guter Einstieg in die Rocky Mountains ist aus unserer Sicht auch der Waterton-Lakes Nationalpark im Süden, den wir in unserem letzten Bericht beschrieben haben, wo es weniger Leute unterwegs hat und wir auch zwei wunderschöne Wanderungen unternahmen.

Grand Prairie

Wir fahren weiter Richtung Norden, nach Grande Prairie, mit 63’000 Einwohner die grösste Ortschaft im Nordwesten der Provinz Alberta. Kurz vor der Stadt ĂĽberholt uns ein Sattelschlepper und biegt viel zu frĂĽh vor uns wieder ein und schon macht es ganz laut Peng, ein Stein hat unsere Frontscheibe getroffen. «Nein, nicht schon wieder», rufe ich und sehe schon eine defekte Stelle in der Scheibe und bin ziemlich niedergeschlagen. Als wir in Grand Prairie ankommen und die Stelle untersuchen, entdecken wir aber, dass mein vermeintlicher Einschlag nur ein «atomisiertes» Fluginsekt war. Ich reinige die ganze Scheibe und finde keinen neuen Rock Chip, der Stein hat die Scheibe nicht beschädigt. «Uff, da hatten wir noch einmal GlĂĽck gehabt.»

Hier haben wir etwas Zeit und ich schreibe diesen Bericht zu Ende. Bettina findet in einem Sportgeschäft dann noch einen halbhohen, sehr leichten Salomon-Wanderschuh. Perfekt, damit wäre auch dieses Problem gelöst.

Wir überprüfen nochmals mittels mehreren Quellen, ob es auf dem Dempster-Highway wirklich genügend Dieseltankstellen gibt oder ob wir noch einen Ersatzkanister mitnehmen sollten. Doch es sieht gut aus, nur am Anfang von Dawson-City bis Eagle Plains gibt es 400 km keine Tankstellen, danach alle rund 200 km. Am Schluss dann von Inuvik nach Tuktoyaktuk und wieder nach Inuvik zurück sind es rund 280 km, das sollte also auf allen Etappen auch bei sehr schlechten Strassenverhältnissen problemlos reichen und selbst wenn eine Tankstelle ausfallen würde, würden wir es noch bis zur nächsten schaffen.

Unsere Route

Im folgenden unsere Route auf der Karte, die wir mit Jupi während dieses Bericht-Zeitraums gefahren sind. Jupi sendet alle 15 Minuten seine Position via Spot Satelliten-Tracker an uns, deshalb folgt die Route nicht genau der Strasse, sondern macht etwas «AbkĂĽrzungen».

Die aktuelle Position von Jupi, wie auch die gesamte Route unserer Nordamerika-Reise seit dem 26. Mai 2022, ist auf dieser Seite zu finden: https://www.jupi.bvision.ch/jupispot/


Das könnte Sie auch interessieren...

2 Antworten

  1. Super Fotos aus Kanada, die aus der Drone und Langzeit der Wasserfälle. Danke auch fürs Berichten über Jupi (Scheibenreparatur, Radwechsel). Ihr macht auch fast alles selbst. Was hattet ihr eigentlich für Berufe?
    Weiterhin viel Schönes, wir schätzen EX366 auch sehr.

    • bvision sagt:

      Hallo Maria
      Super, dass euch unsere Bilder gefallen. Es es ist aber auch wirklich sehr schön zum Reisen hier in Kanada, eigentlich ein optimales Reiseland mit viel Infrastruktur und trotzdem hat man eine riesige Natur zum Erforschen. Interessant, dass du das GefĂĽhl hast, dass wir viel selber an Jupi machen, wir haben das GefĂĽhl wir wissen viel zu wenig ĂĽber das Fahrzeug. Wir stammen beide aus Handwerker-Familien, vielleicht ist fĂĽr uns deshalb vieles «normal». Ich hätte gerne vor der Reise noch einen Schrauber-Kurs ĂĽber den Mercedes-Teil gemacht, aber ich habe nichts gefunden, fĂĽr andere Marken wie Land Rover oder Iveco gibt es viele Angebote. Hier in Nordamerika ist es aber auch nicht nötig, man findet ĂĽberall gute Mechaniker, die wir allerdings bis jetzt nicht an Anspruch nehmen mussten.

      Sonnige GrĂĽsse aus dem Yukon
      Reto

Schreibe einen Kommentar zu Maria MĂĽller Staub Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert